Geschichtliches


Von 1885 bis 1937


Am 10. Januar 1885 wurde von fünf Schlaraffen aus  Berlin, Straßburg, Bremen, Aschaffenburg und Stuttgart, die ihre Profanei nach Frankfurt am Main verschlagen hatte, unter Hinzunahme von zwei Frankfurter Bürgern die schlaraffische Coloney Francofurta gegründet. Die Mutterstelle wurde von der hohen Stutgardia übernommen, die schon Mutter der Monachia, Asciburgia und der Wiesbadensia geworden war. So war Francofurta ihre vierte Tochter.

 

Bis zum Ende der Winterung  im Mai 1885 hatte die Coloney erheblich an Mitgliedern hinzugewonnen. Sie wies insgesamt 20 Mitglieder auf: 15 Ritter, zwei Junker und drei Knappen. Ein wesentlich belebendes Element dieser jungen Coloney waren die Künstler.

 

In den Folgejahren stieg die Zahl der Mitglieder stetig an. Viele Kulturschaffende des profanen Frankfurt stießen zu unserem Bund und bereicherten mit ihren Beiträgen das Spiel derer Francofurten. So wurde am 20. März 1887 die Coloney zum Faustreych erhoben, was am 9. April 1887 mit einer glanzvollen Feier begangen wurde.

 

Das Reych zählte 40 Jahre nach seiner Gründung 72 Mitglieder. Dreizehn davon waren Opern- oder Konzertsänger, Schauspieler gab es drei, zwei bildende Künstler und neun beruflich mit der Kunst verbundene Sassen ergänzten den reichhaltigen „Künstlerblock“, der nahezu ein Drittel der Sassenschaft ausmachte.

 

Oft musste in den ersten Jahren die Burg gewechselt werden. Aber um die Jahrhundertwende fanden die Ritter Also, Patent und Großartig, die ständig auf der Suche nach einer eigenen Burg waren, in der Altstadt im Hainerhof die aus dem 12. Jahrhundert stammende Bernharduskapelle. Sie wurde von Rt. Also mit einem 15 Meter langen Wandgemälde – Triumphzug der Schlaraffia® – ähnlich dem bekannten Fürstenzug am Schloss in Dresden ausgemalt.

 

Am 4. Oktober 1901 wurde die Bernharduskapelle als neue Faustburg geweiht. Sie zählte damals zu den schönsten Burgen Schlaraffias® und verleitete die Sassen, bis in den frühen Morgen, wenn die Sonnenstrahlen auf die Butzenscheiben fielen, zu sippen.

 

Das 25. Stiftungsfest verbunden mit einem Allschlaraffischen® Sommerfest wurde vom 8. bis 11. Juli 1910 mit einem Begrüßungsabend im Zoologischen Garten, einer Festsippung im Saal des Kaufmännischen Vereins, einem Festbankett im Palmengarten, einem Sommerball in den Räumen des Kaufmännischen Vereins, einem Ausflug nach Bad Homburg und zur Saalburg sowie einer Abschlussfeier im Ratskeller und einer anschließenden Rheinfahrt ausgiebigst gefeiert.

 

Es kam der erste Weltkrieg. Die Schlaraffen, die nicht ins Feld mussten, trafen sich weiter. Im nahe Frankfurt gelegenen Bad Nauheim gab es seit 1911 einen kristallinischen Stammtisch, aus dem aber weder eine Coloney, geschweige denn ein Reich wurde. In der benachbarten Stadt Friedberg gab es einen Stammtisch – Zur Grünen Eule – zu dem der nach Friedberg versetzte Ritter Turbino der Maninheimbia stieß. Zusammen mit dem Ritter Fortunat (Francofurta) und dem aus Kalifornien stammenden Ritter Moctezuma und geladenen Gästen hielt Ritter Turbino am 5. Oktober 1923 eine grundlegende Rede, die die spiegelgerechten Voraussetzungen für schlaraffisches Sippen und ein entstehendes Reych schuf.

 

Das Reych sollte über Friedberg und Bad Nauheim hinaus die gesamte Wetterau einschließlich Gießen umschließen und den Namen Wettereiba Aurea tragen. Die hohe Francofurta übernahm im Dezember des gleichen Jahres die Mutterschaft. Die Allmutter Praga legte zwar für  die neue Coloney den Namen Nauinheimbia fest, doch erlaubte sie in Klammern gesetzt den Zusatz Wettereiba Aurea. Die  Gründungsfeier fand am 8. November 1924 statt. Es ist und blieb die einzige Tochter des Faustreyches.

 

In dieser Zeit stiftete das Reych mit Zustimmung der Allmutter Praga den Allschlaraffischen Faustorden, der im Rahmen einer alle fünf oder mehr Jahre stattfindenden Allschlaraffischen Faust-Feyer als Siegestrophäe verbunden mit dem Faustritterschlag derjenigen Sassen verliehen wird, der sich im Rahmen eines Turneys intensiv mit den Werken unseres Ehrenschlaraffen Faust (Johann Wolfgang von Goethe) beschäftigt hat und von einer internationalen schlaraffischen Jury erkürt wurde. Die erste Allschlaraffische Faust-Feyer fand 1927 im Festsaal des Gesellschaftshauses im Palmengarten statt.

 

1937 löste sich auf Grund des Verbotes der Nationalsozialisten die Schlaraffia Francofurta wie auch die anderen Schlaraffenreyche in den von den Nationalsozialisten beherrschten Gebieten auf.


Im Bombenhagel 1944 auf Frankfurt wurde mit der gesamten Altstadt auch die Faustburg in der Bernharduskapelle in Schutt und Asche gelegt.