Geschichtliches


Von 1946 bis heute


Die Schlaraffen, die überlebt hatten, machten sich wieder auf den Weg in das Uhuversum, auf der Suche nach der blauen Blume, die immer noch dort blüht und zu finden ist, wo Menschen wohnen, die guten Willens sind.

 

Schlaraffisch schreibt man das Jahr a.U. 87 als es mit einem „Gipfeltreffen“ der Ritter Feldscher, Intelligenz, Klein-Zack, vom Schlichte, Skalde, Wachtel und Fuhrioso der Neubeginn eingeleitet wurde.

 

Am 30. im Erntemond a.U. 87 (1946) entrollte ein Fähnlein wackerer Recken, welche die Schrecken des Krieges überstanden hatten, das Banner Uhus wieder über der alten Kaiserstadt. Sie waren sich einig, wieder da zu beginnen, wo man a.U. 88 (1937) aufgehört hatte. Bald waren noch weitere ehemalige Freunde gefunden. Trotz aller Freude konnte man noch nicht sippen. Die Besatzungsmacht musste erst ihre Zustimmung geben. So reichte am 15. im Windmond a.U. 87 Rt. Fuhrioso den „Bewerbungsantrag zur Bildung eines Erwachsenenclubs“ bei der zuständigen Behörde ein. Beigelegt waren eine Liste der 17 Mitglieder sowie ein „kurzer geschichtlicher Überblick über das Vereinsleben des Vereins „Schlaraffia Francofurta“.

 

Am 9. Mai 1947 traf ein Schreiben des stellvertretenden  Vorsitzenden des Kulturausschusses beim Vorsitzenden des Vereines Francofurta ein. Darin hieß es: „Dem Verein Schlaraffia Francofurta, Frankfurt am Main, wird die Genehmigung erteilt, sich im Sinne seiner vorgelegten Satzungen, im Bezirk Frankfurt am Main zu betätigen[…] Genehmigt durch die Militärregierung, Frankfurt/M, den 2. Mai 1947“.

 

Mit der 1.537. Sippung begann am 16. im Lethemond a.U. 88 nicht nur die Winterung 88/89, sondern auch der Aufbruch in eine neue Ära in der Geschichte des Faustreyches. Es war ein armseliger Beginn – das bezeugt auch das Schmierbuch, das uns überliefert ist und der Eintrag auf der Innenseite des Einbandes.

 

Das Schmierbuch hat wohl in irgendeinem profanen Büro seinen Dienst versehen, ehe es schlaraffisch verwendet wurde. Die Seiten sind paginiert, die ersten  32 Seiten davon sind entfernt worden, um zu den leeren Seiten zu gelangen. Die erste Seite trägt die Nummer 33 und den Eintrag: „Eröffnungssippung am 15. des Lethemond a.U, 88…“ Eingetragen haben sich 12 Sassen.

Zur ersten Uhubaumfeyer lud Kantzler Rt. Feger am 12. des Christmonds a.U. 88. Es war herzlich wenig, das man bereitstellen und anbieten konnte: „…ein guter Kaffee, eine reichliche Abendatzung, und kalte Platten“, für die man Lebensmittelmarken mitbringen musste. 50g Fleisch- und 100g Brotmarken waren gefordert.

 

Das alles jedoch konnte die Schlaraffen in jenen Tagen nicht erschüttern. Zu gewaltig waren die Euphorie, die Hoffnung und der Glaube, dass man nun daran gehen konnte, die Trümmer des furchtbaren Krieges materiell, wie auch ideell zu beseitigen.

 

Die Faustburg im Hainerhof war unwiderbringlich verloren und auch sonst gab es wenig Raum in der zertrümmerten Stadt Frankfurt. So zogen die Sassen der Francofurta von Lokalität zu Lokalität. Aber auch die wachsende Zahl der Recken erforderte wegen des Platzbedarfs einen häufigen Wechsel des Sippungsortes. Diese waren u. a. das Vereinslokal des Sport-Clubs Forsthausstraße, der Börsenkeller, der Ratskeller, die Loge B’nai B’rith (109-111).

 

Am 6. im Erntemond a. U. 90 (1949) lud das Reych zur IV. Allschlaraffischen Faust-Feyer mit Faustritterschlag in das Theater zu Offenbach, da in Frankfurt kein Saal zur Verfügung stand. Oberschlaraffen waren die Ritter Appeal, Skalde und Intelligenz.

 

In diesen Jahren hatte Francofurta wieder den Künstlern unter den Sassen wie die Ritter Klaviostro, Muffel, Schwanenritter, Stretta, Sukoff und vom Schlichte herrliche Sippungen zu verdanken. Die Sassenzahl ist a. U. 92 (1951) auf 66 angestiegen.

 

Im Gedenken an die erste eigene Burg in der Bernharduskapelle im Hainerhof wurde auf Anregung des damaligen Oberschlaraffen Rt. Mach-ich der Orden der Kreuzritter vom Hainerhof geschaffen. Rt. Mach-ich hat sich im Laufe der vielen Jahre als Oberschlaraffe sehr große Verdienste um das Faustreych erworben.

 

Wegen des häufigen Wechsels der Notburgen wuchs mit den Jahren auch der Wunsch nach einer eigenen Burg. Durch Vermittlung des Ritters Pegasinus kamen Verbindungen zur Bundesbahn zustande. Nach eingehenden Verhandlungen, die auf Francofurtas Seite von den Rittern Tranquileo und Carozza geführt wurden, konnte ein Pachtvertrag über das Erdgeschoss des Oberräder Bahnhofs geschlossen werden. Den notwendigen Umbau nahm Rt. Minnelust mit seinem Architekturbüro in die Hand. Unterstützt wurde Rt. Minnelust von Rt. Ramadama der hohen Monachia, der eine Baukolonne, Gerät und Material  zur Verfügung stellte. Die künstlerische Ausgestaltung wurde von Rt. Seh-Lachs durch Fresken und Glasmalerei-Fenster in höchster Vollendung ausgeführt. Die Weihe der neuen Burg erfolgte am 19. im Christmond a. U. 111. Nicht nur die eigenen Sassen, sondern alle Einreitenden sind von dieser Faustburg bis heute begeistert.

 

Da die Bundesbahn der Francofurta nach Ablauf des Pachtvertrages ein Vorkaufsrecht eingeräumt hatte, entschloss sich das Reych, das Bahnhofsgebäude zu kaufen. Der Burgvogt Rt. Beau-de-B-Au und der OÄ Rt. Taifun verhandelten mit der Bahn. Im Oktober a. U. 140 konnte der Kaufvertrag unterschrieben werden. Seitdem hat die Francofurta wieder auf Dauer eine eigene Burg.Wie es Uhu oder auch das Schicksal wollte, liegt die Faustburg nur 100 Meter Luftlinie von der Gerbermühle entfernt, jenem Ort, an dem des Faustreyches ES Faust der jungen Marianne von Willemer begegnete. Eine Begegnung, die den ES zu der Dichtung des „westöstlichen Diwan“ anregte.

 

Anlässlich der 125. Wiederkehr der Gründung des Faustreyches wurde in einer Festsippung  am 20. im Lenzmond a.U. 151  auch die XV. Allschlaraffische Faust-Feyer im neo-barocken Jacques Offenbach-Saal, dem Ballsaal des Sheraton Hotels in Offenbach, von den Oberschlaraffen Rt. Taifun, Rt. Ben Rhenanus und Rt. Schlippche celebriert. Wie bei der IV. Allschlaraffischen Faust-Feyer a.U. 90 war auch dieses Mal wieder der Festort Offenbach, weil der sonst traditionsgemäß genutzte Festsaal des Gesellschaftshauses im Palmengarten zu diesem Zeitpunkt noch in einer kompletten Renovierungs- und Umbauphase war. Zudem war unser ES Faust oft in Offenbach bei Lili – das war Anne Elisabeth Schönemann, die Tochter des Frankfurter Bankiers Johann Wolfgang Schönemann und seiner Frau Susanne-Elisabeth, die er mit 25 Jahren als 16-jährige kennen und lieben lernte.

 

Da der "Zahn der Zeit" auch an der Faustburg nagt, musste in Sommerung a. U. 153 das Dach, welches seit den Bombeneinwirkungen im 2. Weltkrieg nur provisorisch mit Dachpappe gedeckt war, erneuert werden. So erstrahlt heute die Faustburg mit einem, wie ursprünglich eingedeckten neuen Schieferdach.